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Rotraut Rumbaum  Mindful Motion

Rotraut Rumbaum

Mindful Motion

Tango und ein Erleben von Würde. Einblick in eine Psychotherapie Stunde mit Tango Elementen


Füße, Beine einer Tango Argentino Pose, schwarz/weiß
Rotraut Rumbaum - Mindful Motion Tango

Wie oft erleben wir, dass unser Körper mehr über uns weiß als unser Verstand?


Oder dass bewusstes, neugieriges Erforschen von Körperwahrnehmung und Bewegung ein emotionales Erleben ermöglicht, das wir uns im Alltag nicht wirklich vorstellen können bzw. erlauben würden?


In dieser Therapiestunde mit den Themen Tango und Aufrichtung erlebte ich einmal mehr, wie wichtig und heilsam es ist, Körperwahrnehmung, Bewegung und das formulieren eines Ich-Satzes an der richtigen Stelle zu wichtigen Einsichten und neuen Möglichkeiten inneren Erlebens führt.


In diesem Fall wirkte "einfaches" Tango Gehen im therapeutischen Kontext als Brücke zwischen körperlicher Präsenz und innerer Transformation.


Der Ruf nach Verkörperung durch Tango


Manchmal weiß unser Körper genau, was wir brauchen. So begann auch diese Session - mit dem intuitiven Wunsch meines Klienten, sich zu bewegen und seinen Körper zu spüren. Ein kleines Erlebnis in einer der früheren Stunden hatte ihn so bewegt, dass er mehr davon erfahren wollte. Das Tango-Laufen, ein Element, das wir in der Vergangenheit nur gestreift hatten, zog ihn magisch an.


Die Tiefe hinter seinem Wunsch - die Verbindung von Tango und Psychotherapie macht es möglich


Was als einfacher Wunsch nach Bewegung begann, öffnete die Tür zu etwas, wonach er sich schon lange sehnte. In unserem anfänglichen Gespräch kristallisierte sich heraus, was das Tango-Gehen in ihm anrührte:


  • Ein Gefühl von Präsenz und Aufrichtung

  • Das Erleben innerer Würde

  • Eine Form von Erhabenheit

  • Die ungewohnte Erfahrung, ganz bewusst und authentisch Raum einzunehmen


Im Alltag waren diese Gefühle für ihn wie verschüttet oder irgendwie verboten. Aber das Tango Gehen hatte ihm schon einmal einen kurzen, kostbaren Moment geschenkt - einen Hauch davon, wer er wirklich sein könnte. Ganz real - nicht nur in seinen heimlichen inneren Traumwelten. Und in der Psychotherapie mit mir fühlte er sich sicher genug, um sich auf unsicheres Terrain einzulassen.


Der Körper erinnert sich


Was folgte, war ein faszinierender Prozess des Wieder-Entdeckens. Wie ein Körper-Archäologe begab sich mein Klient auf die Suche nach den verschütteten Erinnerungen seiner minimalen früheren Erfahrungen mit Elementen aus Tango Argentino:


  • Die Klarheit aus der Körpermitte

  • Das bewusste Setzen der Füße

  • Eine wachsende innere Größe

  • Die kraftvolle, organische Aufrichtung der Wirbelsäule


Mit jedem Schritt wurde sichtbar, wie sich seine Präsenz veränderte. Der Rücken gewann an Spannkraft und Aufrichtung, seine Ausstrahlung wurde kraftvoller, zentrierter. Es war, als würde ein verborgener Teil seines Wesens zum Vorschein kommen.


Die Brücke zwischen Körper und Gefühl


Interessant war die Beobachtung, wie mühelos er körperliche Empfindungen und Bewegungsdetails wahrnehmen und beschreiben konnte - eine bemerkenswerte Fähigkeit zur Propriozeption. Er konnte aber nicht sagen, wie es ihm mit dem ging, was diese Körperempfindung in ihm auslöste. Also was seine innere Reaktion auf diese Erfahrung ist.


Sobald es um die emotionale Ebene und Gefühle ging, um sein inneres Erleben, schien er wie vor einer unsichtbaren Mauer zu stehen.


Er hat jedoch die berechtigte Hoffnung, dass wenn er sich Stück für Stück mehr in seinem Körper sicher und zu Hause fühlt, er darüber Zugang zu seinen Gefühlen und Bedürfnissen finden kann. Der Körper wird dann zur Brücke zwischen dem Bekannten und dem unbewussten, wieder zu entdeckenden Potential.


Der wichtige Moment der Integration


Gegen Ende der Session lud ich ihn ein auszuprobieren, seine erlebte innere Kraft und wahre Größe in Worte zu fassen:

"Ich erlaube mir meine ganze Kraft und wahre Größe."

Dieser Moment offenbarte ihm eine große innere Schwierigkeit: Die Überwindung, die es ihn kostet, über die Grenze des Gewohnten, vermeintlich Sicheren hinauszugehen.

Selbst wenn wir uns danach sehnen, kann das Neuland auch heute noch für unser Nervensystem so bedrohlich wirken wie früher einmal. Der zusammengezogene Bauch, die innere Enge - körperliche Manifestationen alter Erfahrungen, die sich anfühlen wie gegenwärtige Gefahren.


Nicht umsonst vermeiden wir auch als Erwachsene noch unbewusst alles, was zutiefst schmerzhafte Erfahrungen früher als Kind an die Oberfläche holen könnte. Die Reaktion unseres Nervensystems macht uns glauben, diese früheren, für ein Kind bedrohlichen Erfahrungen, seien noch heute real.


Wachstum an der Grenze


Was sich hier zeigte, war der feine Unterschied zwischen körperlichem Spüren und dem Mut, das Gespürte als Teil des eigenen Selbst anzuerkennen. "Ich" zu spüren und zu formulieren in der Gegenwart einer anderen, wenn auch noch so vertrauensvollen Person - darin lag die erfahrbare Transformation.


Das verlangt den neuen Schritt der alles entscheidenden Selbstermächtigung - denn das ist im Hier und Jetzt als Erwachsener möglich.


An dieser Grenze wird für ihn die dahinter liegende früh erlebte Scham erlebbar und die gefühlte Furcht verständlich. An diesem Punkt kann er wichtige neue Weichen für sich stellen, Heilung und Integration stattfinden.


Fazit: Der Weg ist das Ziel


Als wir uns verabschiedeten, sah ich in seinen Augen eine neue Ruhe.

Er war spürbar präsenter und wirkte deutlich friedlicher.


Wichtiger als das Erreichen eines bestimmten Ziels war für ihn die Erkenntnis: Der Körper ist ein kostbarer weiser Freund. Auch wenn sich das nicht immer so anfühlt. Und die Überwindung, diese Erfahrung mit dem Wort ICH laut auszusprechen hat sich für ihn zuerst unterirdisch angefühlt und unerklärlich bedrohlich, aber er hat sich getraut und am Ende festgestellt, dass es ihn nicht umgebracht, sondern ihn sehr gestärkt und entspannt hat.


Die Tür zu einem inneren Raum, der lange verschlossen war, hat sich geöffnet.


Als Mindful Motion Tango Coach, Tanz- und NARM-Therapeutin sowie Heilpraktikerin für Psychotherapie erfüllt mich diese Arbeit sehr.


Mit Hingabe forsche ich daran, die verschiedenen Ansätze zu einer wunderbaren Synthese zusammen fließen zu lassen. Bei jedem Klienten ein wenig anders.


Ich bin dankbar für das entgegengebrachte Vertrauen und auch dafür, diese für mich wertvollen Erfahrungen machen zu dürfen und dadurch stetig weiter zu entwickeln.


Reflexionsfragen für dich:

  • Wo spürst du in deinem Leben den Ruf nach mehr innerer Aufrichtung?

  • Welche körperlichen Praktiken helfen dir, dich mehr mit dir selbst zu verbinden?

  • Was bedeutet es für dich, deine eigene Größe zu erlauben?




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